Essigbibel/Essigfibel
vom "Essigparre"


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-19-XIX-S- - --R-XIX-19-

Süßung- so fällt mir`s eben ein-
sollt bei meinem Essig sein
wenn er so im Keller reift,
damit man gerne nach ihm greift.
Denn Süßung wird- das muß man sagen
den Geschmack im Essig tragen.

So werden Blüten dir und Kraut,
der Bitterstoff, auf den man baut
erschmeckt von dir durchaus vergnüglich
Drum süße nur genüglich:

Gib Süße in den Essig dein-
sei`s Honig oder Sirup fein-,
den -vielleicht- du auf die Schnelle
mit Saft in Zucker-karamelle
dir ersotten und erdacht
daß das Herz im Leib dir lacht

Ob du zu Quitte -vielleicht- mögst greifen?
Ob du den Essig mit "Apfel" läßt reifen?
- gesotten mit Akazien- mit Eichenholz?
Solch Essig -rund- der ist mein Stolz-

Ist dir "zu spitz" dein Essig mit Pflaumen
verwöhne so dir deinen Gaumen
Denn Eichenrinde macht ihn rund
und ist dabei sogar gesund-

Gibst Faßton du zur Blüte zart,
dann süße du nach andrer Art-
Denn sie soll Geschmack nur tragen
und keinesfalls ihn gar erschlagen-

Ich ließ mir das `was kosten-
mir hobeln zween Akazienpfosten
zu zwei Bohlen das Stück, was ich erwähne
weil ich brauchte Robinienspäne.

Laß solche in Zucker beim Sirup leicht rösten.
In Bitternis und Schärfe trösten
werden sie Essig, der sauer-wild
und machen so den rund und mild
Sauer macht lustig- ihr kennt den Spruch.
Der findet sich in manchem Buch.
Essig ist zwar durchaus sauer,
doch mag ich so ihn nicht auf Dauer.

Vielleicht sollt` man gar erwähnen,
daß solches nicht tut gut den Zähnen,
sofern man hier es übertreibt,
wie `s schon St. Hildgard beschreibt.

Auch ich lieb den Essig nicht allzu wild
Ich mag ihn süßlich mehr und mild-
Dann ist er ganz nach meinem Wesen-
wie ich`s erlernt bei den alten Chinesen:

Ist Süße und Säure im Gleichgewicht-
ist er für mich wie ein Gedicht-

Süßes und Saures will ich versöhnen-
an den Gedanken mich gewöhnen,
wie ich einstens hab`s gelesen,
von den alten weisen Chinesen.

Als Prinzip für gelingendes Leben
nach Harmonie sie wollten streben:
Drum will ich preisen in meinem Gedicht
von Süß und Sauer das Gleichgewicht-

Daß man viel hundert Jahre lang
bestrebt ist zu versöhnen yin und yang
und dies auch noch ohne Frage
durchaus bis zum heutigen Tage
das sei heut auch nicht vergessen,
wo es geht um gutes Essen:

Süßes und Saures will ich versöhnen
daß mein Essig mag verwöhnen
dir den Gaumen und munden dem Mund
wohlbekömmlich und gesund-

Saures allein wird dir das Leben vermiesen
Drum soll Süßes dir`s versüßen.
Doch das Süße ohne sauer
wird unbekömmlich auf die Dauer

Doch findet sich beides zum Gleichgewicht
wird das Ganze zum reinsten Gedicht
zur Gesundheit, die schmeckt
und Kräfte dir weckt

Ist es nicht, so sag ich eben
ganz genau wie sonst im Leben:
Was wär alle Müh und Plage
ohne Fest- und Feiertage?-
saure Wochen ohn` frohe Feste
Tage voll Arbeit- ohne Gäste?
Was ein Leben, das nur Frust,
das nur Last und ohne Lust?

Was wäre ein Leben, das nur voll Leid
ohne das, was dich erfreut?
Ein Quentchen braucht`s von des Lebens Süße,
daß dich was sauer nicht verdrieße!

Drum soll keiner mir vermissen
bei Rosen, Veilchen und Melissen
Süßes das umschmeichelt den Mund
nebst der Säure, die gesund-
auch Maulbeerfrüchte und Himbeeren
sollen Süßes nicht entbehren.

Heidelbeer, Erdbeer, nebst Löwenzahnblüte
brauchen Süßes für`s Gemüte;
auf daß dir winke Wohlbehagen
nach dem Mahl, und du mög`st es vertragen
da du als Apéro ihn zuvor nicht vergessen
oder als Digestivum ihn nicht nach dem Essen

"Süßer Essig- hier zu kaufen!
Drum eilt herbei in großem Haufen!

Davon gibt`s reichlich- es hat kein`Not-
allhier im Sonderangebot!"-
So mag manch Essigkrämer sprechen-
und das ist auch kein Verbrechen.

Auch ich für meine Wenigkeit
ich mache schon seit einiger Zeit
in meiner Hobby-Manufaktur
solch Essig, der von guter Natur.

Dies Hobby hält mich gut im Trab.
Vom Überfluß geb ich gern ab
dem, der solchen Essig schätzt-
falls er die Auslagen ersetzt

Ich rechne nicht die Arbeit, Mühe,
die solcher macht- ob spät ob frühe-
Ich rechne nicht- ich bin halt so-
das unvermeidlich Risiko

Doch sage ich mit gutem Recht:
Der Essig mein ist gut- nicht schlecht
3 Euro 50- Ich bin so frei,
wer will und mag, sei mit dabei.

Und alle sind gar sehr gesund,
sind süß und sauer und sind "rund"
Essige, gelb, rot, auch die blauen
sind eine Hilf` dir beim Verdauen

Auch gehst kein Risiko du ein
im Hinblick auf deinen Führerschein.
Hat wer Kummer in dem Magen,
mein Essig, süß, bringt Wohlbehagen.

Mancher- in speziellem Fall
mit Kräutern ist für Leber und Gall`
Nimm, wenn es dich vom Stuhle haut,
den "Schwedenkräuter" von mir gebraut

Von denen Maria Treben spricht:
"Verachtet die bittren Kräuter mir nicht:
Sein Erfinder mit 104 Jahren
ist mit denen recht gut gefahren.

Gut sind für Leber, Gedärm und Gallen,
Doch er ist vom Pferd gefallen.
Wer der Schwede weg vom Pferd nur geblieben!
Er hätt seine Kräuter noch länger vertrieben.

Du hörst es und du bist verwundert?
Steig nicht aufs Pferd mehr, bist du hundert.
Auch wenn du bist solid gebaut:
Es hilft dann auch kein Schwedenkraut."

Auch ich kurier auf meine Art,
wie weiland Dr. Eisenbarth,
der machte, daß die Lahmen sehn
und daß die Blinden wieder gehn.

Dies alles- sag ich ungeniert-
hab an mir selbst ich ausprobiert
Drum muß ich meinen Essig loben
gereift im schönen Edenkoben

Mein` Essige sind alle fein-
und vor allem: Sie sind mein-
von mir erprobt die Rezeptur.
Vor allem sind alle sie NATUR PUR-

ob Liondoro, Glorioso
ob Rubino, Delicioso
ob Maulbeern und Brombeern, Veilchenblüte
ob Himbeern, Erdbeeren erster Güte:

sind alle wert, daß man sie ehrt
und auch ihres Preises wert

Speisessige geben Gemüsesaft,
den du zu Schorle verdünnt dir,- rechte Kraft:

Diese schmecken angenehm-
nimmst gar ab davon bequem,
weil sie sparsam in der Süße-
nur zur Gärung beim Gemüse
und bei manchem würzigen Kraut,
mit dem solch Essig du gebraut.

Man braucht -das weiß jed`Kind doch schon-
zum Beispiel dazu Estragon.
Doch auf solchen ich erst pfiff,
weil zur Brenn-Nessel ich griff,
obwohl ich die nicht angebaut,
hatt` reichlich ich von deren Kraut.

Auch fand ich im Geschmack nicht übel
Knoblauch, Lauch und Gartenzwiebel-
schmackhaft aus dem Kreis der Lilien,
dazu reichlich Petersilien,
die ich mühlos ohn` Suchen fand
in meiner Eltern Gartenland-

Dafür hatt`ich mehr als reichlich
Geißfuß-Giersch, der unvergleichlich
wucherte im Garten mein-
von dem gab kräftig ich hinein-
auch Möhrensaft und reichlich Kohl,
denn dies tut dem Essig wohl-

Kurz: ich nahm, was große Klasse
in der würzend Suppenmasse-
Auch nahm ich- da von guter Natur
für`s Inulin von der Topinambur-
macht mir auch, - das kann nicht schaden-
mit Zuckers Hilf` Essig von Tomaten-

Gar recht klasse macht sich da
süß und scharfer Paprika
-passend zu Balsamico-
für meinen lieben Diavolo
Hab an Gewürzen mancher Art
gar in keinem Fall gespart


Sortenvielfalt -angenehm-
ist beim Essig kein Problem,
den man unschwer selber macht-
wie man sich ihn ausgedacht.
Und ein solcher ist fürwahr
etwas ganz Besond`res gar.

Ich meine nun den nicht, dessen Nutzen
darin liegt, daß er zum Putzen-
brauchbar -für die saub`re Küche-
gegen lästige Kochgerüche.
Dafür taugt der aus der Petro-Chemie-
Doch solchen nimm für andres nie!
Nicht für Kräuter und Salate-
Die sind dafür doch zu schade-
Schad`wär`s um deine Liebesmühe
- ob am Abend in der Frühe.
Deine Müh ist nicht verloren,
nimmst Essig dir, natürlich vergoren.
Den kannst du durchaus günstig kaufen,
du mußt nur hin zum Kaufmann laufen-
Für gehobene Küche mach dir reichlich
eignen Essig unvergleichlich

Es lohnt sich, dabei auch an andre zu denken.
Denn gut ist der auch zum Verschenken
Besonders toll ist mit eignem Wein,
wobei`s auch kann ein "Apfel" sein.

Denn Essig entsteht- was eine Zeit währt-
schlichtweg aus allem, was da gärt.
Und das ist in unsrem Land
in der Tat so allerhand.

Es läßt so manches sich vergären:
mancherlei Früchte, mancherlei Beeren:
Kiwi- Hagebutten- Himbeerwein
gärt durchaus dir gar sehr fein.
Und es gärt- man glaubt es kaum,
Banan` und Mango, wie die Pflaum`
und Orangen und Limonen,
Ananans und auch Zitronen,
Brombeer, Maulbeer, Birn und Quitte
schätz ich sehr in dieser Mitte.

Essigsäure aus Alkohol
schafft überall dir -wundervoll-
der Acetobacter, wie die Hefe so wichtig.
Und was er macht, das macht er richtig!

Auch zu vergären er versteht
Honigwein, den man nennt "Met",
Wein aus Datteln, Rosinen und Feigen,
mit dem ich beschließ den Reigen.
Jeder schmeckt auf seine Weis
und ist wert durchaus den Preis.

Denn als Spezialität fürwahr
ist er kostbar, zumal rar.
Daß solcher durchaus köstlich schmeckt
hab ich für mich selbst entdeckt
und -weil ich ihn selbst gemacht-
das Herz im Leib ob solchem mir lacht.
Er ist ein durchaus köstlich Ding.
Keiner denk von ihm gering!

Natürlich kann -in unsren Breiten-
über Geschmack man trefflich streiten.
Doch weiß ich, daß mein Essig schmeckt
und in mir gute Kräfte weckt.
Gut, wenn man nicht den Satz sich erspart:
Jeder schmeckt einzig - auf seine Art.

Nützlich und von besondrer Güten
ist Essig mir mit Gewürzen und Blüten,
von Kräutern auch von edler Art.
Gut, wenn man hier nicht an falscher Stell spart:
Orangeblüte, in der Apotheken erworben,
Calmuswurzel unverdorben,
getrocknete Angelika
erwarb ich mir auch ebenda,
wollt` aus dem Garten nicht vermissen
Pfefferminze und Melissen
ernt auch -für Sorbet und Soßen-
Blüten gern von wilden Rosen,
Löwenzahnblüte aus freier Natur,
der kleinen Veilchen Blüte pur.
Von Schlüsselblumen, gewachsen wild
gibt`s Blütenessig besonders mild.
Dies alles in Essig angesetzt
bringt Farb`, Duft, Geschmack, der mich ergötzt

Sorbet daraus als Spezialität
so mancher durchaus schätzen tät.
Maulbeeressig und der von Rosen
für Gelee, für Sekt und Soßen
Und es schmeckt auf seine Weise
damit gewürzt manch süße Speise

Das und viele schöne Sachen,
kann man mit feinem Essig machen.
Vom Gemüseessig aus Überschuß-
möcht ich erzählen noch zum Schluß-
gebraut mit Geschmack für wenig Geld
frei nach Meister Wüstenfeld
Weil `s meist an Zucker drin wird fehlen
man Branntweinessig mag empfehlen.

Ich selbst für meine Wenigkeit
greif hier zu Zucker jeder Zeit,
denn solcher vergärt und kann nicht schaden
bei einem Essig mit Tomaten
Sogar von Kartoffelessig ich schon hörte-
wobei mich der Name ein wenig schon störe.
Doch soll man es näher wissen:
Man wird hier Wodka nehmen müssen,
welcher nur dann überteuert,
so er ordentlich versteuert,
was nicht immer und überall
im weiten Rußland wohl der Fall.

Doch macht ich auch Essig mal für den Spaß
mir Süßkartoffeln gar im Faß
und sogar -weil von guter Natur-
mit mir geschenkter Tobinambur-
zumal gut der Bauchspeicheldrüsen.
Selbst diesen tat sich mir versüßen-
obwohl der nach Kartoffeln Art
von mir als Suppe gewürzet ward
Denn, was da süß scheint, wird auf Dauer
dank dem Acetobacter- sauer
Mit Rotkrautsüßung als letztem Schliff
ergab das einen Essig, der mit Pfiff!
Und da mit Hildegardis-Kräuterm gewürzet er ward,
ward er zum Essig nach St. Hildegards Art


Schwedenkräuter bitter sind,
das weiß vermutlich jedes Kind.
Man nutzt sie gern nach altem Brauch.
Ich wußte dies vor Jahren auch.
Meine Mutter hatte sie uns beschert,
damit man manchem Übel wehrt.

Mit 40%igem Alkohol,
da wirken sie wohl wundervoll
nach alter Schwedenrezeptur
mit Wurzelstöcken ganz natur
und wilden Kräutern bitter Art,
seit alters so geholfen ward.
Von der Treben Maria sehr empfohlen,
die Wurzeln und Kräuter sich tat holen
aus Gottes Apotheken nur
aus dem Füllhorn der Natur
Jedoch - obwohl sie sehr gesund-
waren zu bitter sie uns im Mund-
so sagten wir: "Die grüne Nuß,
noch Bitterstoffe haben muß-
und Bitterstoffe habem soll:
Dazu sind Schwedenkräuter toll!"

Und wie wir uns es ausgedacht,
so haben wir es auch gemacht.
Natürlich war die "süße Nuß
gegen alle Kümmernus",
- um aufzuräumen dir im Magen,
daß manches besser wird vertragen-
zwar nun gewiß durchaus gesund.
Doch schmeckte sie nun nicht mehr rund.

Darum gab ich der zu -ungeniert-
von der Brombeer, die geliert-
als ich mir wollt` machen Muttersaft,
der gut und voll in Saft und Kraft.
Dank Apothekers Alkohol
sollt`der mir schmecken wundervoll-
Doch war mir - leider- dies passiert,
daß diese Brombeer mir geliert.

Damit hab ich nun abgerundet,
den Nußlikör, daß der auch mundet,
den der nun einfach haben muß,
dem sonst der Magen bringt Verdruß-
Der wird -wie jeder Mensch begreift,
durch`s Lagern gut, weil ausgereift.

Drum lern, o Mensch, und sei gescheit-
Es braucht und hat all Ding sein` Zeit,
wie`s schon der weise Salomo
erkannte einst, ist`s heut noch so

Das, was der weise König spricht
Sollt gelten für den Essig nicht?
Auch Essig braucht, wie jeder begreift,
die nötige Zeit, bis er gereift.
Doch hat wer Kummer in dem Magen,
mein Essig, süß, bringt Wohlbehagen.`

Mancher- in speziellem Fall
mit Kräutern ist für Leber und Gall`
Für den, den es vom Stuhle haut,
hab "Schwedenkräuter" ich gebraut,
von welchen Maria Treben spricht:
"Verachtet die bittren Kräuter mir nicht"

Mit Pflaume-Dornfelder abgerundet,
damit die Bitternis mir mundet
Mit Orange- der Schwede Nr. zwei-
mit grüner Nuß- die Nummero drei-
Für "alle Heiligen" ein Muß:
vom "roten Schweden" einen Schuß: "San Francesco" und "St Gall`"
nenn ich hier in diesem Fall
"St. Hildegardis" mit Gruß nach Bingen, der tat gewiß mir auch gelingen-
und mit Mariendistel -Kraft
und mit der Artischocken Saft:
"Maria-Hilf"- auch San Daminano
und Tutti-Santi- alias Sano.
Hätt`ich nicht gebremst mich, wär`ns geworden
ein Dutzend neue Essigsorten
Doch wär`n vom Scheitel bis zur Sohl-
sie alle gut und heilsam wohl

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