Essigbibel/Essigfibel
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Vielfalt der Essige Vanille -Essig Veilchen- Essig Verfahrenstechnik: Orléans- , Fessel- und Submersverfahren. Vielfältig sind -man sieht es bald, die einen gelblich, die andern fast blau- die andern rötlich, dunkel -schau! Der eine ist mit Apfel fein, der andre mit rotem, mit weißem Wein Doch alle mit guter Essignatur zumal mit guter Starterkultur. Die einen mit Blüten- die andern gewürzt- mit Kräutern, mit Rinden -ich sag es verkürzt- mit Samen, Wurzelstock und Kraut- wildwachsend oder angebaut. gleich ob im Garten, ob wachsend wild: Solange man die Bakterien nicht killt -das was guten Essig schafft- so lang bewährt sich ihre Kraft- daß Schadpilz, Viren und Bazillen kann solch guter Essig killen. So soll- ihr stimmt wohl alle ein- auch sonst ein guter Essig sein! |
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Verfahrenstechnik:
Orléans- , Fessel- und Submersverfahren.
Drei Verfahren man erfand, für guten Essig, wie bekannt: Ich nutz zumeist das Orléansverfahren womit ich bisher ganz gut bin gefahren. In Orléans war man seit alters bekannt für den besten Essig ringsum im Land. Warum? Weshalb? Wie macht` man`s nur? Man pflegt` eine gute Essigkultur! Wie zur Gärung man Hef` braucht für Wein, und Milchsäurebakterien müssen zum Sauerteig sein, so ist`s auch beim Essig: die Gärung läuft nur gut mit Essigmutter als Starter- Kultur. Zwar will ich keinem es verwehren, läßt er spontan sich Essig gären. Doch ist man kaum hier gut beraten, hat mitunter großen Schaden. Zwar gibt`s Bakterien in der Luft genug in Glas und Faß und Flasche und Krug zu vergären dir den erwählten Wein. Es mögen auch Essigbakterien darunter sein. Doch tummelt sich -klammheimlich- still- auch Un- Kultur, die keiner will: Schimmel und Kahmhef` sind in der Luft. Doch du willst Geschmack und guten Duft. Drum seien die Kulturen rein, wenn dein Ergebnis gut soll sein. Wer will auf guten Essig warten, der muß mit "Essigmutter" starten. "Essigmutter" - was das sei? Dies ist ein Wort, das gut für zwei. Die "Essigmutter" zur Kultur meint einmal die Bakterien pur, acetobacter gern genannt, als acetomonas auch bekannt, die mit Geißeln sich im Essig regen, und so sich langsam fortbewegen. Oft bilden sie Gallerte und Haut, die auf der Oberfläch` man schaut. Auch hier- bei dieser schleimigen Schicht man gern von Essigmutter spricht Ob man Bakterien im Essig, ob die Schleimschicht man nimmt: Hauptsach`: die Sach mit dem Starter, die stimmt! Die Tropfen von Essig- als Bakterien drin pur-, die gibst du am Besten zur Vorkultur, daß drin die Bakterien sich reichlich vermehren; Dies gibt zum Wein und laß ihn gären, daß er dir möge zum Essig reifen. Willst du
zur Gallerte greifen, So macht
guten Essig durchaus, ihr Leut, |
Das Fesselverfahren
möcht ich auch erwähnen, |
Das
Verfahren, das man heutzutage meistens nutzt, ist- ohne Frage- das Submersverfahren. Wie funktioniert das nur? Mit einer freischwebenden Essigkultur! Weil solche Kulturen ich schätze und schütze ich manchmal auch dieses Verfahren nütze, bei dem nicht geht viel Zeit verloren und bald dir deine Maische ist doppelt vergoren Der Anlaß dazu sei auch hier vernommen, wie ich zu dieser Technik gekommen. Ich hatte gerade- mit Lieb und Bedacht- aus Bananen mir süßen Essig gemacht (ich freu mich, wenn ich solche erb`, und mach gern Kampf hier dem Verderb!" Denn sie sind zum Gären -was man wohl begreif! für Essig köstlich, wenn überreif) Der war grad drei Tag fertig schon, da klingelt bei mir das Telefon von einem, der suchte früh und spat für seinen Schützling guten Rat, für den Sohn eines Freund`s, der eine Plantage sich erworben, daß dort nicht der Regenwald werde verdorben. Dort machten die Indios nach der Art ihrer Ahnen zum Konservieren sich Essig aus reifen Bananen. Ein tausend Liter hätt er davon transportiert. Doch sei ihm im Schiff etwas Schlimmes passiert! Der Essig, der hät`so einen seltsamen Duft (ob da lag etwas in der Luft?) Der zeigt, wenn man genau es nimmt, daß mit dem Essig `was nicht stimmt. Der Essig, der hätte bösen Schaden, ob da ich wüßte noch zu raten? Obwohl ich schon damals mich "Essigparre" genannt war ich als solcher recht unbekannt- Doch ist`s mir eine Ehr, zu bewahren vor Schaden, und wenn ich`s vermag, gut zu beraten. Ich hätt auch zu gern alles in Ordnung gebracht. Doch solche Mengen hab noch nie ich gemacht! Diese Menge! Ein tausend Liter! und die verdorben- das ist bitter! Doch ließ ich mir näher den Fehlton beschreiben. Und konnte dann ganz gelassen gar bleiben Und hab ihn auch mit Namen genannt: Äthylacetat -weil durchaus bekannt als Vorstuf für Essig, der unausgegoren. Somit wär gar nichts, auch rein gar nichts verloren! Kurz und gut!- ein Mann ein Wort: Der Sach` nahm ich mich an -sofort. Denn Fehlton beim Essig- das ist bitter! Zumal noch wenn ein tausend Liter! Ich hab`s erst getestet- ich bin schon so schlau- nicht gleich bei tausend. Ich weiß es genau: Hab`s bei drei Litern seiner "Banane" probiert- und in drei Wochen die Sach` auch zu Ende geführt. Ich hab das Submersverfahren mir angeschaut mit einem Aquariumspümpchen mir nachgebaut: Einen Acetator so mir konstruiert, in dem ich per Pumpe hab Luft zugeführt. Tu starten das Ganze- beimpft nun pur mit meiner bewährten Essigkultur (-wobei ich noch hier möcht bemerken, Ich holt ein zweites Pümpchen mir noch zum Verstärken) Und als drei Wochen war`n zuend, da klatscht`vor Freud` ich in die Händ` Der Essig der war unverloren, war jetzt und endlich durchgegoren. Rundum gut im Geschmack und tat man ihn süßen, konnt man durchaus ihn -wie den meinen- genießen. So ist mir geraten die Sache aufs Best`! Firma Zeter in Diedesfeld hat gerettet den Rest So kam`s, daß auch ich in den letzten Jahren hab ausprobiert bei mir das Submersverfahren Und seither heißt auch- gar nicht so dumm!- mein Keller fein "ACETORIUM", weil mir einen Acetator ich dafür konstruiert` und gleich an drei Litern mal ausprobiert`- zum Retten von Essig -nach Art der Ahnen- von echten Indianern und Urwaldbananen. |
folgt
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